D. Buxtehude - Membra Jesu Nostri
Seckau Kultur lud am Nationalfeiertag in das architektonische Juwel der Pfarrkirche St. Marein/K. zum vorabendlichen Konzert unter dem Titel „Vulnerasti cor mei“ ein. Ausführende waren das renommierte Vokalensemble „cappella nova graz“ unter ihrem charismatischen Leiter und Domkapellmeister von St. Pölten Otto Kargl sowie Private Musicke unter Pierre Pitzl und einem Solistenensemble!
Das Hauptwerk dieses hochkarätigen geistlichen Konzertabends stammte von Dietrich Buxtehude (1637-1707), dem berühmten Kirchenmusiker und Komponisten in der St. Marienkirche in Lübeck: Sein selten zu hörendes „ Membra Jesu Nostri“, ein aus sieben Teilen bestehender Kantatenzyklus, der die Hervorhebung und Verehrung der einzelnen Körperteile des am Kreuz leidenden Jesu anschaulich beschreibt und intensive musikalische Bilder erklingen lässt!
Otto Kargl setzt die in Buxtehudes Partitur „eigenwillig“ vertonten 5 stimmigen Klanggebilde ideal um: Seine „cappella“ überzeugt wieder einmal mit perfektem Chorklang, feinsinniger Intonation und flexibler Dynamik, wobei die geschulten Singstimmen hervorragend mit den Originalklanginstrumenten verschmelzen. Die eher schlicht und betrachtend angelegten Solistenteile wurden von Karolina Brachman und Gertraud Santer-Sopran, Rudolf Brunnhuber-Altus, Tore Tom Denys- Tenor und Lukas Kargl- Bass uneigennützig interpretiert. Die Stilsicherheit und Werktreue des Dirigenten Otto Kargl verliehen der siebenteiligen Kantatenkomposition verinnerlichte Dramatik und mystische Sinnlichkeit.
Die vorangesetzte Uraufführung der Auftagskomposition „Ferne- Annäherung“ der jungen Komponistin Joanna Wozny, die von der „cappella nova graz“ authentisch wiedergegeben wurde, erzeugte durch ihre spröden und zerbrechlichen Klangflächen mehr Ferne als Annäherung!
Das zahlreich anwesende Publikum spendete den hervorragenden Ausführenden und deren engagiertem Leiter Otto Kargl frenetischen Applaus samt Standing Ovations!
Liebe, Lust & Leidenschaft
Ein heiterer Abend, an dem viel gelacht werden konnte - Zwoa-Drei-Vier waren wieder in Seckau, diesmal mit ihrem eigenen Programm „Liebe, Lust und Leidenschaft“, in dem musikalische und literarische Schmankerln auf feinsinnige Weise miteinander abgewechselt und verflochten werden. Eva-Maria Hois (Sopran), Rosemarie Krainz (Mezzo und Gelesenes) und Elisabeth Glavic (Alt) sangen alte, fast vergessene und auch bekannte Volkslieder zum Thema Liebe – vom Text her aber eher solche, die das Thema Liebe erheiternd bis deftig zweideutig und humorig beleuchten („I pfeif auf meine Jungfernschaft“, „Koan Altn mag i net“, „In der Liab muass an Abwechslung sein“...). Die Lesetexte umspannten Autoren von Mozart über Lessing bis Trude Marzik.
Cosa Nostra - Kabarett mit Thomas Stipsits
Was verbindet Django Perisutti, den Paten, zwei, über das Leben sinnierende Kaffeehausliteraten, den Busreiseleiter Hannes (hihi), Unteroffizier Steinschleifer alias "Teintleifer“ und zwei äußerst fleißige blumenerdeverkaufende Gärtner? Sie meinen nichts? Doch! Alle sind eins – zusammengefasst in Kabarettist, Schauspieler und Musiker Thomas Stipsits. Cosa Nostra – die Rache von Stinatz gegenüber dem nur fünf Kilometer entfernten Ort Stegersbach (weil dieser eine Therme hat) – bietet ein fulminantes Schauspiel verschiedenster Charaktere, die alle mit anderen Begierden zu leben haben, dennoch aber enger als vermutet mit einander verwoben sind.
Thomas Stipsits versteht es, mit Mimik und Gestik zu spielen, zu parodieren, sich zu inszenieren und dabei den Zuschauer im Auge zu behalten. Gekonnt und sympathisch füllt er technische Gebrechen, beeindruckt durch sein musikalisches Talent und seinen akribisch durchdachten Wechsel der Charaktere. Zwar konnte Stipsits mit seinem Vorgänger-Programm „Griechenland“ eine breitere Masse erreichen, verließen dennoch unzählige zufriedene und entspannte Gesichter am Donnerstag, dem 09.10.2008 den Festsaal des Hofwirts in Seckau.Resultat: Stegersbach mag eine Therme haben, aber Stinatz hat Stipsits – und Lachen ist ja bekanntlich die beste Medizin!
Jesu, meine Freude - capella nova Graz
Chor – Orchesterkonzert auf höchstem Niveau
„Jesu, meine Freude“ nach der gleichnamigen Motette von J.S.Bach war der treffende Titel des wunderbaren Konzertes am 7. September in der Abteikirche Seckau.
Die Chöre „cappella nova graz“ sowie die „Domkantorei St. Pölten“ beeindruckten mit durchsichtigen Strukturen, federnder Leichtigkeit, freudigem, begeisterndem und zugleich kraftvollem und tiefsinnigem Chorgesang in höchster Vollendung.
Der gebürtige Gaaler, Domkapellmeister Otto Kargl, leitete höchst diszipliniert und übersichtlich mit klarer Zeichengebung die beiden Chöre und das auf Originalinstrumenten musizierende Ensemble „Solamente Naturali Bratislava“ unter dem umsichtigen Konzertmeister Milos Valent.
Bei der Kantate „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ BWV 140 überzeugten die jungen Gesangssolisten Martina Daxböck mit ihrer glockenklaren Sopranstimme und der Bassist Lukas Kargl mit Ausdrucksstärke und Wortdeutlichkeit.
Es folgten noch vier höchst anspruchsvolle Motetten für den Chor: „Komm, Jesu, komm“ BWV 229, „Der Geist hilft unser Schwachheit auf“ BWV 226, „Fürchte dich nicht“ BWV 228, „Singet dem Herrn ein neues Lied“ BWV 225. Diese stellten eine gewaltige Aufgabe für alle Ausführenden dar. Der Chor ließ sich zu Höchstleistungen führen.
Selten kommt man in den Genuss einer solch glanzvollen, bewegenden Aufführung.Das zahlreich erschienene Publikum harrte nach dem letzten verklungenen Ton in demütiger Stille ehe ein lang anhaltender tosender Applaus einsetzte.
"Internationale Gitarrenwoche 2008"
Der Musiksommerkurs "Internationale Gitarrenwoche Abtei Seckau " fand heuer zum 9. Mal statt als ein Treffpunkt von jungen, begeisterten Gitarretalenten, von Gitarrestudenten und Gitarrelehrern und arrivierten Künstlern mit dem Ziel, die Kunst der klassischen Gitarre zu kultivieren und den Teilnehmern eine Fortbildung zu ermöglichen. 5 Dozenten aus Österreich und Polen gaben den Teilnehmern täglich ein bis zwei Lektionen im Einzelunterricht und Ensemblespiel. Dementsprechend groß waren die Lernfortschritte der Gitarre-Begeisterten. Für die Kinder und jugendlichen Teilnehmer war der Kurs auch eine Kombination zwischen Meisterkurs und Jungscharlager mit voller Gaudi (Lagerfeuer, Nachtwanderung, Mutprobe, …) und doch auch Gitarreüben mit vollem Einsatz. Die Teilnehmer waren von 10 bis 60 Jahre alt (darunter ein Universitätsprofessor, der schon zum dritten Mal dabei war).
Begonnen hatte die Gitarrenwoche mit einem fulminanten Konzert des künstlerischen Leiters des Festivals, Prof. Johann Palier. Im randvollen Kaisersaal begann er sein Programm mit Präludium, Fuge und Allegro von J. S. Bach BWV 998. Musikalischer Tiefgang, präzis herausgearbeitete Themeneinsätze in der Fuge und eine sehr schwungvolles Allegro waren ein musikalischer Auftakt und Kontrapunkt zum anschließenden „Karneval von Venedig“ von Francisco Tarrega. Hier zog Hans Palier alle Register der Gitarrekunst: virtuose Fingerfertigkeit, musikalisch-humoristische Einlagen (das Stück ist als Melodie von „ein Hund kam in die Küche“ geläufig) und schwelgende Harmonien. Am Schluss meinte man in einer Tremolovariation ein ganzes Balalaikaensemble auf einer Gitarre zu hören. Musik aus dem 20. und 21. Jahrhundert (J. Duarte und R. Dyens), stilistisch in der Nähe des Jazz und Weltmusik folgte, beeindruckend dargeboten. „Sevilla“ von I. Albéniz, eine berauschende spanische Komposition, war der temperamentvolle Schlusspunkt des offiziellen Programmes. Drei Zugaben, darunter ein atemberaubender „Tango en Skaï“ und eine berührende „kleine Melodie“ im ruhigen Tempo gab der Gitarrenvirtuose Hans Palier dem begeisterten Publikum.
Das polnische Gitarrenduo Katharina und Franciszek Wieczorek begann sein Programm mit eigenen gelungenen Transkriptionen von Klavierwerken von Frederik Chopin für zwei Gitarren, dem Grand Valse brillante op. 34 und zwei Mazurken. Chopin, der für Gitarre leider nichts komponiert hat, soll gesagt haben: „eine Gitarre ist ein nettes Instrument, aber wenn schon, dann sollten es zwei Gitarren sein". Mit dem Vortrag des Duo Wieczorek hätte er bestimmt eine große Freude gehabt. Die Fantasie a-Moll von Robert Brojer war eine Verbeugung der polnischen Künstler vor dem großen österreichischen Gitarrepädagogen Robert Brojer. In dem Duo „Kamendja“ des kanadischen Komponisten Claude Gagnon wurde orientalisches Flair, in ungeradem Takt und einer Perkussionseinlage beeindruckend dargeboten.
Das Gitarrenensemble Graz, 22 reizende Damen unter Leitung von Manfred Steflitsch, gastierte das erste Mal in Seckau. Dementsprechend groß war das Publikumsinteresse beim Konzert am Donnerstag, 24. Juli. Der Huldigungssaal hallte von der Klanggröße des Gitarrenorchesters wider. Der Klang überzeugte in G.F. Händels „Ankunft der Königin von Sheba“ und erzeugte eine interessante Interpretation von so großen Orchesterwerken wie Franz Schuberts „Unvollendete“ (1. Satz). Im zweiten Teil des Konzertes waren unterhaltsame Kompositionen zu hören, unter anderen ein Stück für Gitarrenorchester und Schreibmaschine; ein Konzert für Kontrabass und Gitarrenorchester von Klaus Melem. Schlagzeug und Kontrabass ergänzten das Gitarrenensemble bei „Tico tico“ und Jazzstücken optimal. Beim letzten Zugabenstück spielte Fritz Körner auf seinem Flügelhorn mit schönem samtweichem Klang „My Way“ von Frank Sinatra.
Das Gitarrenfestival in der Abtei Seckau fand am Samstag, 26. Juli 2008 um 11 Uhr mit einem bestens besuchten Konzert im Huldigungssaal seinen Abschluss. In Besetzungen vom Gitarrensolo bis zum –sextett wurden die Musikstücke, die während der Gitarrenwoche von den jungen und junggebliebenen Teilnehmern (von 10 bis 60 Jahren) erarbeitet wurden, präsentiert. Stilistisch wurde eine große Bandbreite von Barock bis südamerikanischen Klängen, von Klassik bis Jazz, von Vivaldi bis Abba und Beatles dargeboten. Die vortrefflichen Leistungen begeisterten das Publikum. Den Schlusspunkt und einen von vielen musikalischen Höhepunkten bildete eine brasilianische Samba, die vom
Gitarrenfestival-Ensemble mit über 20 Gitarren gespielt wurde.
Das Gitarrenfestival Seckau 2008 war somit künstlerisch, pädagogisch und auch für das Publikum ein voller Erfolg. Auf das nächste Gitarrenfestival Ende Juli 2009 im wunderbaren Ambiente der Abtei Seckau darf man sich schon freuen.