"Internationale Gitarrenwoche 2008"
Der Musiksommerkurs "Internationale Gitarrenwoche Abtei Seckau " fand heuer zum 9. Mal statt als ein Treffpunkt von jungen, begeisterten Gitarretalenten, von Gitarrestudenten und Gitarrelehrern und arrivierten Künstlern mit dem Ziel, die Kunst der klassischen Gitarre zu kultivieren und den Teilnehmern eine Fortbildung zu ermöglichen. 5 Dozenten aus Österreich und Polen gaben den Teilnehmern täglich ein bis zwei Lektionen im Einzelunterricht und Ensemblespiel. Dementsprechend groß waren die Lernfortschritte der Gitarre-Begeisterten. Für die Kinder und jugendlichen Teilnehmer war der Kurs auch eine Kombination zwischen Meisterkurs und Jungscharlager mit voller Gaudi (Lagerfeuer, Nachtwanderung, Mutprobe, …) und doch auch Gitarreüben mit vollem Einsatz. Die Teilnehmer waren von 10 bis 60 Jahre alt (darunter ein Universitätsprofessor, der schon zum dritten Mal dabei war).
Begonnen hatte die Gitarrenwoche mit einem fulminanten Konzert des künstlerischen Leiters des Festivals, Prof. Johann Palier. Im randvollen Kaisersaal begann er sein Programm mit Präludium, Fuge und Allegro von J. S. Bach BWV 998. Musikalischer Tiefgang, präzis herausgearbeitete Themeneinsätze in der Fuge und eine sehr schwungvolles Allegro waren ein musikalischer Auftakt und Kontrapunkt zum anschließenden „Karneval von Venedig“ von Francisco Tarrega. Hier zog Hans Palier alle Register der Gitarrekunst: virtuose Fingerfertigkeit, musikalisch-humoristische Einlagen (das Stück ist als Melodie von „ein Hund kam in die Küche“ geläufig) und schwelgende Harmonien. Am Schluss meinte man in einer Tremolovariation ein ganzes Balalaikaensemble auf einer Gitarre zu hören. Musik aus dem 20. und 21. Jahrhundert (J. Duarte und R. Dyens), stilistisch in der Nähe des Jazz und Weltmusik folgte, beeindruckend dargeboten. „Sevilla“ von I. Albéniz, eine berauschende spanische Komposition, war der temperamentvolle Schlusspunkt des offiziellen Programmes. Drei Zugaben, darunter ein atemberaubender „Tango en Skaï“ und eine berührende „kleine Melodie“ im ruhigen Tempo gab der Gitarrenvirtuose Hans Palier dem begeisterten Publikum.
Das polnische Gitarrenduo Katharina und Franciszek Wieczorek begann sein Programm mit eigenen gelungenen Transkriptionen von Klavierwerken von Frederik Chopin für zwei Gitarren, dem Grand Valse brillante op. 34 und zwei Mazurken. Chopin, der für Gitarre leider nichts komponiert hat, soll gesagt haben: „eine Gitarre ist ein nettes Instrument, aber wenn schon, dann sollten es zwei Gitarren sein". Mit dem Vortrag des Duo Wieczorek hätte er bestimmt eine große Freude gehabt. Die Fantasie a-Moll von Robert Brojer war eine Verbeugung der polnischen Künstler vor dem großen österreichischen Gitarrepädagogen Robert Brojer. In dem Duo „Kamendja“ des kanadischen Komponisten Claude Gagnon wurde orientalisches Flair, in ungeradem Takt und einer Perkussionseinlage beeindruckend dargeboten.
Das Gitarrenensemble Graz, 22 reizende Damen unter Leitung von Manfred Steflitsch, gastierte das erste Mal in Seckau. Dementsprechend groß war das Publikumsinteresse beim Konzert am Donnerstag, 24. Juli. Der Huldigungssaal hallte von der Klanggröße des Gitarrenorchesters wider. Der Klang überzeugte in G.F. Händels „Ankunft der Königin von Sheba“ und erzeugte eine interessante Interpretation von so großen Orchesterwerken wie Franz Schuberts „Unvollendete“ (1. Satz). Im zweiten Teil des Konzertes waren unterhaltsame Kompositionen zu hören, unter anderen ein Stück für Gitarrenorchester und Schreibmaschine; ein Konzert für Kontrabass und Gitarrenorchester von Klaus Melem. Schlagzeug und Kontrabass ergänzten das Gitarrenensemble bei „Tico tico“ und Jazzstücken optimal. Beim letzten Zugabenstück spielte Fritz Körner auf seinem Flügelhorn mit schönem samtweichem Klang „My Way“ von Frank Sinatra.
Das Gitarrenfestival in der Abtei Seckau fand am Samstag, 26. Juli 2008 um 11 Uhr mit einem bestens besuchten Konzert im Huldigungssaal seinen Abschluss. In Besetzungen vom Gitarrensolo bis zum –sextett wurden die Musikstücke, die während der Gitarrenwoche von den jungen und junggebliebenen Teilnehmern (von 10 bis 60 Jahren) erarbeitet wurden, präsentiert. Stilistisch wurde eine große Bandbreite von Barock bis südamerikanischen Klängen, von Klassik bis Jazz, von Vivaldi bis Abba und Beatles dargeboten. Die vortrefflichen Leistungen begeisterten das Publikum. Den Schlusspunkt und einen von vielen musikalischen Höhepunkten bildete eine brasilianische Samba, die vom
Gitarrenfestival-Ensemble mit über 20 Gitarren gespielt wurde.
Das Gitarrenfestival Seckau 2008 war somit künstlerisch, pädagogisch und auch für das Publikum ein voller Erfolg. Auf das nächste Gitarrenfestival Ende Juli 2009 im wunderbaren Ambiente der Abtei Seckau darf man sich schon freuen.