Internationales Gitarrenfestival Seckau 2009
Eröffnungskonzert zur Int. Gitarrenwoche
Abt Johannes Gartner wies in seiner Eröffnungsrede des Internationalen Gitarrenfestivals Seckau 2009 am Samstag, 25. Juli 2009 darauf hin, dass im alten Griechenland Musik mit Saiteninstrumenten den adeligen Kreisen vorbehalten war und zitierte aus der Ilias von Homer daraus in Altgriechisch. So gesehen war das Eröffnungskonzert im Kaisersaal auch ein fürstlicher Auftakt der Gitarrenwoche. Der künstlerische Leiter des Festivals, Prof. Hans Palier, zitierte dann Jordi Savall, den weltweit gefeierten Gambisten, dass „Musik Spiritualität braucht“ und dankte der Abtei für die räumliche und inhaltliche Ermöglichung dieser Forderung.
Das Eröffnungskonzert wurde im randvollen Kaisersaal von „Violarra“ (Helfried Fister, Violine und dem Kursleiter Johann Palier, Gitarre) gegeben. Ihr virtuoses, mitreißendes und auch tief berührendes Spiel zog die Zuhörer in Bann. Dem einleitenden Thema „An die Musik“ aus der gleichnamigen aktuellen CD von Violarra folgte die sehr schwungvoll musizierte Sonate op.13 in g-moll aus „Pastor Fido“. Niccolò Paganini ist als der größte Geiger aller Zeiten bekannt geworden. Er beherrschte aber auch das Gitarrenspiel. Das damalige Bild von Paganini war das eines vom Teufel Besessenen, eines glutäugigen Musikers, der auf seinem Instrument unvorstellbare virtuose Heldentaten vollbrachte. Allerdings hat er aber nicht nur extravagante Showstücke für die Geige komponiert, sondern auch wunderbaren melodischen Einfallsreichtum wie im „Cantabile“ für Violine und Gitarre op. 17 D-Dur bewiesen. Dieses „Cantabile“ und die Sonate Nr. 16 aus Centone di Sonate in E-Dur (Centone di Sonate = "Sammelsurium" oder "Potpourri" von Sonaten) wurden sehr berührend, virtuos und mitreißend musiziert. Das Publikum klatschte selbstvergessen aus Begeisterung zwischen den Sätzen. Mauro Giuliani hat in der Zeit als Napoleon ganz Europa kriegerisch überfiel, in Wien als Musiker und Komponist gelebt. Napoleons zweite Frau, Marie-Louise, eine Habsburgerin, ernannte ihn 1814 zum "Virtuoso onoriario di camera". Das Gran Duetto concertante op.52 war das für den habsburgischen Kaisersaal der Abtei passende Musikstück, mit dem Violarra das enthusiastische Publikum in die Pause entließ.
Ein Jahresregent, G. F. Händel, wurde mit der Sonate in d-Moll nach der Pause musikalisch würdig gefeiert. Die Zigeunerweisen von Pablo de Sarasate sind zu einem technischen Prüfstein für Geiger und zu einem „Highlight“ im Konzertsaal geworden. In der Darbietung von Violarra hat man sich davon überzeugen können, dass hier Meister ihres Faches am Werk sind. Man konnte die Feuersglut und das Temperament der Zigeuner in der Aufführung durch Violarra hautnah spüren.
2 rhythmische Candomben von Maximo Pujol aus Argentinien beschlossen das offizielle Programm des zweistündigen Konzertes. Das Publikum feierte das Duo Violarra im heißen Kaisersaal frenetisch und entließ die Musiker erst nach 3 fulminanten Zugaben (Libertango von Astor Piazzolla, Ungarischer Tanz Nr. 5 von J. Brahms und J.S. Bachs erstes Präludium in C-Dur aus dem Wohltemperierten Klavier – besser bekannt als Ave Maria – war besonders intensiv gespielt und tief berührend). Eine Zeitungskritik schrieb, dass das Publikum beim Konzert durch Violarra von erlesen Saitenklängen verzaubert wurde.
Gitarrenkonzert
Das zweite Dozentenkonzert beim Gitarrenfestival Seckau wurde vom Elbe Saiten Quartett aus der Hafenstadt Hamburg am Donnerstag, 30. Juli 2009 gegeben. Es war dies ihr erstes Konzert in Österreich und – gleich vorweg – ein voller Erfolg. Die beiden Damen Hilke Billerbeck, Kirstin Stehnke und Herren Jochen Buschmann, Frank Naruga haben die Netze ausgeworfen und aus dem Elbwasser Fische mit außerordentlichen kompositorischen Fähigkeiten an Land gezogen. Ein Stück ihres Gitarrenkollegen aus Hamburg, Ralf Jarchow, eröffnete den funkelnden musikalischen Bogen und brach auch gleich das Eis, von dem man meinte, dass es Norddeutschland vom südlichen Seckau unterscheide. Spanische und südamerikanische Musik und Ausflüge in cool gedämpfte jazzige Regionen bildeten den Inhalt der Musik in der ersten Hälfte des Konzertes (ein Prelude von George Gershwin, dessen Bezug zu Hamburg darin besteht, „dass er vor knapp hundert Jahren den Hafen von Hamburg zur Abfahrt nach Amerika benutzte“). Die mitreißende Musik und die launige, unterhaltsame Conference zu den Stücken begeisterte das Publikum schnell. Im spanischen Kanon von Tilman Hübner zeigte sich die rhythmische Versiertheit und Sicherheit des Elbe-Saiten-Quartetts. Klatschen von jeweils einem Musiker auf verschobenen Taktteilen als rhythmisches Element des Flamencos und rauschende Gitarrenakkorde und –rasgueados waren im letzten Stück vor der Pause charakteristisch für die spanische Musik.
Nach der Pause vermeinte man zuerst einen Dauer-Handy-Ton zu hören. Doch dieser Klang kann von einem Metronom, das die zweite Konzerthälfte eröffnete, ein gelungener Überraschungs-Gag, mit dem niemand im Publikum gerechnet hatte. Die dazugehörigen Kompositionen des Elbe-Saiten-Quartetts – eine laut Programm „Introduktion mit Elbkieseln nach Steve Reich“ – und Instrumentarium vom Streichpsalter bis Akkordeon waren sehr vielseitig und bewiesen die Kompetenz der Musiker auch in Sachen Folk- und Weltmusik. Sie sind als Mitglieder verschiedener Formationen auch in anderen Sparten mehr als sattelfest (Caféhausmusik, Klezmer und jiddische Lieder, sefardische Musik usw.). Auch Anklänge an Minimal– und Countrymusic waren dabei. Die dritte Zugabe im klangvollen Huldigungssaal war rhythmisch mitreißend, nur mit den acht Händen der Musiker/Innen des Elbe-Saiten-Quartetts geklatscht. Das Publikum war begeistert.
Abschlussmatinee mit den Teilnehmern der Int. Gitarrenwoche
Das Gitarrenfestival Seckau wurde am Samstag, 1. August mit der bestens besuchten Abschlussmatinee im Huldigungssaal der Abtei Seckau beendet. Die rund 40 Teilnehmer im Alter von 8 - 60 Jahren, von der Volksschülerin bis zum Pensionisten, von Gitarreliebhabern bis zu professionellen Konzertgitarristen, vom Musikschüler bis zum Universitätsprofessor waren alle eine Woche lang eifrigst am Werk und in stundenlanges Üben und Konzertieren vertieft gewesen. Beim Abschlusskonzert stellten sie höchst eindrucksvoll ihre unter den sieben Dozenten aus Deutschland, Venezuela und Österreich erarbeiteten Künste vor. Von Vivaldi bis Django Reinhart spannte sich der musikalische Bogen, von spanischen Gitarrenklängen bis "Something stupid". Das große Gitarrenorchester mit allen Teilnehmern spielte zum Abschluss die Habanera aus "Carmen".
Auch bei diesem Schlusskonzert des Festivals war das Publikum begeistert, durch die hervorragende Akustik des Huldigungssaales hat sich die Musik besonders gut entwickeln können.
Das Gitarrenfestival Seckau 2009 war somit künstlerisch, pädagogisch, für die Teilnehmer, die sehr viel Anregungen und erworbene Künste und Fertigkeiten mit nach Hause nehmen konnten und auch für das Publikum durch das ansprechende und gehaltvolle Programm der Matinee ein voller Erfolg.
Auf das nächste Gitarrenfestival Ende Juli 2010 (24. – 31. Juli 2010) im wunderbaren Ambiente der Abtei Seckau darf man sich schon freuen.